
„Auf der Spur von Wildnis. Aborigenes in der Literatur“
Vortrag von Dr. Kylie Crane (14.11.2009)
Auf Einladung von schwarzweiss trafen sich am 14.11.2009 trafen im Café Orange in Heidelberg 25 Personen, um gemeinsam über exotische Darstellungen in Werbung und Literatur zu diskutieren. Die Veranstaltung gliederte sich in zwei Teile: einen Workshop und einen anschließenden Vortrag.
An den Workshop anschließend hielt Dr. Kylie Crane, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Stuttgart, einen Vortrag über Vorstellungen von Wildnis in der australischen und kanadischen Literatur. Dabei zeigte sie verschiedene Spannungslinien wie „Natur/Kultur“, „schwarz/weiß“ oder „Zugehörigkeit/Fremdsein“ auf und fragte vor diesem Hintergrund, wie die Wildnis im historischen und kulturellen Kontext dargestellt wird und welche Funktion ihr dabei zukommt. Sie sprach besonders das Problem der Beobachtung an, die Voraussetzung ist, um Wildnis zu beschreiben. Die Perspektive des Beobachters beeinflusse dabei zwingend die Beschreibung. Was als „Wildnis“ beschrieben wird, so Crane, sei deshalb nicht bloß Beschreibung eines Phänomens, sondern eine kulturelle Bedeutung, die ihr die Betrachter geben. Dabei tauchten verschiedene Topoi auf wie etwa die Abhängigkeit des Menschen von den Naturgewalten, in deren Kontext das „Überleben“ nichts anderes bedeute, als die Natur zu zähmen und zu kontrollieren. „Wildnis“ wird demnach der „Zivilisation“ gegenüber gestellt und erhält somit eine Abgrenzungsfunktion. Damit wird die Beschreibung des „anderen“, sei es die „Wildnis“ gegenüber der „Zivilisation“ oder „Afrika“ im Vergleich zu „Europa“ in erster Linie zur Aussage über den Sprecher selbst. Die „Wildnis“ ist damit, wie auch das „Exotische“ in der oben dargestellten Werbung, eine Projektionsfläche eigener Lebensentwürfe und eigener kultureller Vorstellungen.
Angela Siebold, Januar 2010
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