
Entwicklung verstehen
„Entwicklung“ und „Unterentwicklung“ werden häufig als Gegensätze benutzt. Dabei werden die Begriffe in einer Logik des Vergleichs zwischen den Ländern des Nordens und den Ländern des Südes gegenübergestellt. Und so ist Unterentwicklung ein Synonym für Armut geworden, während Entwicklung sich als Inbegriff des Reichtums herausstellte. Darüber hinaus wird Entwicklung als Ziel dargestellt, das alle anderen Länder der sog. Dritten Welt unbedingt erreichen müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, positioniert sich der Westen als ein Modell, als Lektion, die erteilt und unterrichtet wird, als eine Autorität, die zu wissen glaubt, was gut oder schlecht für die anderen sei. Wer weiß aber besser als ich, was meine Erwartungen sind? Wer kann besser als ich Lösungen für meine Probleme vorschlagen? Wer kann besser als ich über meine Zukunft sprechen und die Wege, wie ich sie erreiche?
Damit möchte ich unterstreichen, dass Entwicklung als einzigartiger Prozess zu verstehen ist, der ein Volk dazu bringt, selbst zu entscheiden, welche Fähigkeiten es sich zur Befriedigung seiner Bedürfnisse anzueignen hat. Entwicklung ist insofern ohne Berücksichtigung des jeweiligen kulturellen, religiösen etc. Kontextes nicht zu denken. Gewiss braucht man auch die Erfahrung der „Anderen“ um weiterzukommen, dennoch darf das westliche Model nicht blind auf die ganze Welt übertragen werden.
Meine Kritik an dem westlichen Verständnis der Entwicklung richtet sich also gegen die Behauptung, Entwicklung sei vor allem eine kontinuierliche Anhäufung materieller Güter. Ob Entwicklung tatsächlich mit wirtschaftlichen Errungenschaften gleichzusetzen ist, lässt sich angesichts der aktuellArmut,en Weltwirtschaftskrise eher bezweifeln…
Arnaud Tetchou, Yaoundé, Kamerun, Oktober 2010
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