
Jahresbericht 2013
Rückblick
Liebe Freund_innen und Interessierte,
wir hoffen sehr, dass ihr gut ins neue Jahr gestartet seid und wünschen euch hierfür alles Gute! Wir laden Euch dazu ein, mit uns zusammen noch einmal zurückzublicken auf ein bewegtes Jahr, das ganz viel Neues gebracht hat an Eindrücken, Erfahrungen und Veranstaltungen.
Wie in den letzten beiden Jahren hatten wir auch dieses Jahr wieder ein Jahresmotto, unter das wir einen Teil unserer Aktivitäten gestellt haben: „geMACHTe Welten“. Mit diesem Thema wollten wir zum Ausdruck bringen, dass Vorstellungen über die Welt – sei es die ‚eigene’ oder die ‚fremde’ – gemacht sind, d.h. Produkt gesellschaftlicher Normen und Wertvorstellungen sowie politischer oder sozialer Machtverhältnisse sind. Es ging uns darum, die Zusammenhänge die hinter dominanten Weltbildern und –deutungen stehen, ausgehend von Heidelberg kritisch zu beleuchten.
Dafür haben wir zunächst unsere Homepage neu geMACHT! Bunter, übersichtlicher, schöner sollte sie sein – mehr Farbe nicht nur ins Denken, sondern auch in unsere Texte! Vielen Dank an Johannes Zender, der sich in vielen Tagen und Nächten vor dem Bildschirm blaue Quadrate in die Augen gearbeitet hat, bis wir endlich mit sehr viel Stolz die neue Seite online stellen konnten. Neben der Homepage findet Ihr uns selbstverständlich weiterhin auf Facebook und seit diesem Jahr auch bei Twitter.
Mehr Farbe gab es dieses Jahr auch um die Schulter mit unseren „Can the Subaltern Speak?“ — Jutetaschen, die wir in Heidelberg (und nicht nur dort) immer öfter sehen. Wer noch eines der begehrten Exemplare erhaschen will, melde sich bei uns. Wenn Ihr wissen wollt, was es mit dem Zitat auf sich hat, lest doch mal hier nach.
Aber wir haben uns nicht nur um unsere Optik gekümmert, sondern waren auch inhaltlich aktiv und haben wieder viel geschrieben. Zwei heiß geführte öffentliche Debatten gleich zu Beginn des Jahres machten uns die aktuelle Relevanz unseres Jahresthemas deutlich und regten uns zu Kommentaren an. Im Fall des Streits um Rassismen in Kinderbüchern kritisierten wir, dass die debattierten Konzepte nicht in ihrer historischen Dimension beleuchtet wurden. So wurde hier ein ums andere Mal die Ignoranz unserer Gesellschaft gegenüber der eigenen koloniale Vergangenheit deutlich; dieser Artikel erschien nicht nur auf unserer Homepage, sondern auch auf dem Blogportal der taz. Später machten wir auf die einseitige Berichterstattung westlicher Medien zu Vergewaltigungen in Indien aufmerksam. Bei dieser wurde vieles ausgeblendet sowie Hintergründe vernachlässigt und Stereotype zementiert, um den (post-)kolonialen Diskurs „White Men Saving Brown Women“ fortzuführen.
Auch im „un!mut“, der Zeitschrift (an) der Uni Heidelberg, haben wir in gewohnter Weise veröffentlicht. In der ersten Ausgabe des Sommersemesters erschien dort unser Lexikonbeitrag zu Intersektionalität begleitet von einem Gastbeitrag von Patrick Helber, Doktorand am Heidelberger Transcultural Studies Center, zu kultureller Aneignung und Homophobie in der deutschen Reggae-Szene. In einer weiteren Ausgabe haben wir uns dem Thema „Körper“ genähert: zum einen mit Blick auf den Körperbegriff in den Kulturwissenschaften, zum anderen mit einem Beitrag zum aktuellen Phänomen des Bodyismus. Diesen Artikel gibt es auch in einer längeren Version, die nicht nur die gegenwärtigen Ausprägungen von „Bodyismus“ sondern auch dessen historische Hintergründe beleuchtet, in der Zeitschrift „Preziöse“. Wir freuen uns sehr, in diesem 2013 neu gegründeten queeren Gesellschaftsmagazin nun regelmäßig Texte zu veröffentlichen und beglückwünschen unsere Freund_innen in Berlin zu einem erfolgreichen Start! In der ersten Ausgabe der Preziösen waren wir auch schon dabei, mit einem Interview mit der Ethnologin Almut Sülzle zu Fußball und Männlichkeit, nachzulesen hier.
Über Blatt und Bildschirm hinaus konntet Ihr uns 2013 bei mehreren Veranstaltungen begegnen. Im Juni zeigten wir im Rahmen des ersten Heidelberger lady*festes den Film „Audre Lorde – The Berlin Years 1984 to 1992“.Für den Filmabend hatten wir die Autorin und Anti-Rassismus-Trainerin ManuEla Ritz für eine einführende Lesung und Publikumsgespräch eingeladen. Mehr über Audre Lordes Einfluss auf die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland erfahrt Ihr in Peggy Piesches Textsammlung Euer Schweigen schützt Euch nicht, die wir hier für Euch rezensiert haben.
Im Juli luden uns die Organisator_innen der input-Vortragsreihe ins wunderschöne Tübingen ein, wo wir im bunten Epplehaus einen interaktiven Vortrag zur problematischen Bildsprache der Entwicklungszusammenarbeit hielten – mit dem Thema der humanitären Hilfe hatten wir uns in der Vergangenheit immer wieder beschäftigt. Im September organisierten wir gemeinsam mit der „Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika“ (KASA) einen Diskussionsabend. Dieser folgte dem Vortrag „Anerkennung und Wiedergutmachung für den Völkermord in Namibia“, gehalten von der Vorsitzenden des Nama Genocide Techincal Committee, Ida Hoffmann.
Im Herbst 2013 wurde es besonders spannend, als unsere bisher größten Projekte nach langer Vorbereitungszeit anliefen. Sehr stolz waren wir, Euch im Oktober 2013 nach langer Recherchearbeit erstmals zu unserem kolonialgeschichtlichen Stadtrundgang durch Heidelberg begrüßen zu dürfen. Der Rundgang wirft einen ganz anderen Blick auf die Stadt am Neckar und zeigt wie Heidelberg in koloniale Netzwerke und Wissensstrukturen eingebunden war und immer noch ist. Hervorzuheben ist auch, dass wir eigens dafür einen wunderschönen Stadtplan entworfen haben, den alle Teilnehmer_innen des Rundgangs bekommen. Bisher haben über 60 Menschen am Stadtrundgang teilgenommen und wir hoffen, dass es noch viele mehr werden, wenn wir nach einer Winterpause im April wieder weitere Termine anbieten (bei Interesse schreibt einfach eine Email an kontakt@schwarzweiss-hd.de; wir informieren Euch, sobald die Daten stehen).
Den großen Abschluss unseres Jahresthemas „geMACHTe Welten“ stellte der Fotowettbewerb ¿fremd_bilder? dar. Bilder und Alltagsszenen bestimmen das ‚Fremde‘, das wiederum die ‚eigene‘ Identität definiert und abgrenzt. Wir haben Euch dazu aufgefordert, auf Spurensuche zu gehen und zu schauen, wie Fremdbilder das Leben und den Alltag in Heidelberg, das Stadtbild und lokale Identitäten beeinflussen. Eine Jury mit Mitgliedern aus Kunst, Wissenschaft und Politik wählte aus über 50 Einsendungen die besten Bilder für eine Ausstellung in den breidenbach studios aus, die mit einer Vernissage eröffnet wurde. Über die Ausstellung berichtete auch die RNZ.
Wir bedanken uns bei allen Kooperationspartner_innen, insbesondere beim Ausländer-Migrations-Rat Heidelberg, und bei den vielen Menschen, die uns unterstützt haben – ohne Euch wäre ein so buntes Jahr mit vielen Gedanken, Ideen und Veranstaltungen nicht möglich gewesen. Nun basteln wir an neuen Projekten für das nächste Jahr und freuen uns darauf, Euch schon bald wieder bei einer unserer Veranstaltungen zu begrüßen oder mit Euch bei einem unserer offenen Treffen zu plaudern, die wir regelmäßig auf unserer Homepage ankündigen.
Herzliche Grüße
und alles Gute für ein spannendes, gemeinsames Jahr 2014,
schwarzweiss e.V.