
Postkoloniale Strukturen in Afrika (10.06.2011)
Lesung in der Buchhandlung Himmelheber
Am Freitag, den 10. Juni 2011, lud schwarzweiss zu einer szenischen Lesung aus „50 Jahre Afrikanische (Un-)Abhängigkeiten. Eine (selbst-)kritische Bilanz“ in die Buchhandlung Himmelheber ein. Unsere Gäste aus Berlin, die Schauspielerin Sarah-Hiruth Zewde und Judith Strom, Geschäftsführerin von AfricAvenir International e.V., haben uns und ein großes interessiertes Publikum auf eine spannende Lesereise über die afrikanischen Unabhängigkeiten und die Erinnerung daran mitgenommen. Trotz der sommerlichen Temperaturen war die Buchhandlung bis zum letzten verfügbaren Stuhl gefüllt und es wurde bis spät in den Abend gelesen und diskutiert.
Mit viel Engagement und Ausdruck hat Sarah-Hiruth Zewde vier Textauszüge aus dem kompilatorischen Buch szenisch gelesen und erntete hierfür tosenden Beifall aus dem Publikum. Das Spektrum umfasste dabei sowohl wissenschaftliche und politische als auch belletristische Textpassagen. Mit „Die Unabhängigkeit vor 50 Jahren! Die Unabhängigkeit seit 50 Jahren?“ leitete Sarah-Hiruth Zewde die Lesung stimmungsvoll ein. Der Text stammt von einem der führenden Intellektuellen Afrikas – Kum’a Ndumbe III. – der auch den Berliner Verein AfricAvenir International e.V. vor etwa 10 Jahren gründete.
Anschließend führten uns die Erinnerungen Sahilja Patels an die Ostküste Afrikas, nach Kenia. Mit einem Auszug aus „Mau Mau Geschichtsunterricht“ wurde nachdrücklich die Frage stellt, wie die britischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Jahre 1952–1960 erinnert und bis heute juristisch verhandelt werden. Einen andere Perspektive auf (juristische) Gerechtigkeit eröffnete der nachfolgenden Beitrag. Die Rede Thomas Sankaras über die Ursprünge der Schulden Afrikas, die er am 29. Juni 1987 in Addis-Abeba gehalten hat, wurde zum Ausgangspunkt der Frage, inwiefern die heutige Verschuldung Afrikas ein Weiterwirken kolonialer Strukturen darstellt. Den durchaus vergnüglichen Abschluss bildete ein fingiertes Telefonat zwischen Barack O’Bama und dessen Vater aus der Feder Abdourahman A. Wabéris mit dem Titel „Hallo, hier ist Papa Afrika“.
Unterbrochen und gerahmt wurde die Lesung durch Beiträge Judith Stroms, die einen Bogen zwischen den Textauszügen spannte und diese in einem weiteren historischen Kontext verortete. Ferner stand sie im Anschluss für Fragen rund um die historische und aktuelle Entwicklung (post)kolonialer Strukturen in Afrika zur Verfügung. Ein Angebot, das von den ZuhörerInnen rege genutzt wurde und nach der Lesung in einen spannenden Abend mündete, der erst zur Sperrstunde im Essighaus sein Ende fand.
Nicht nur in Heidelberg hat „50 Jahre Afrikanische (Un-)Abhängigkeiten. Eine (selbst-)kritische Bilanz“ für Begeisterung gesorgt. Dass die HerausgeberInnen eine eklatante Lücke auf dem deutschen Buchmarkt geschlossen haben, zeigt sich auch darin, dass das Buch derzeit leider vollständig ausverkauft ist. Africavenir hat hier für allerdings eine Lösung gefunden, indem der Eigenverlag den E-Book-Markt erschlossen hat: Das Werk kann als DVD mit zahlreichem Bonusmaterial über die Homepage www.africavenir.org oder direkt bei Frau Himmelheber in der Theaterstraße 16 erstanden werden.
Philmon Ghirmai, Juni 2011
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.