
Südosteuropäische Gastarbeiter: Griechischer Wein (Udo Jürgens)
Einerseits gibt der „Griechische Wein“ von Udo Jürgens bekannte Stereotype der „Südländer“ wieder: Sie sind sentimental, melancholisch, sitzen gemeinsam in der Kneipe und träumen bei Musik, die „fremd und südlich“ klingt, vom schönen Griechenland. Zahlreiche reduzierte Darstellungen Südosteuropas wurden mit Jürgens’ Erfolg in der Bundesrepublik noch verstärkt.
Andererseits thematisiert das Lied, das 1975 in die Hitparade kam, keine bloße Fremdbeschreibung, sondern entwirft einen Dialog zwischen Deutschen und Griechen im Migrationskontext. Der von der griechischen Regierung für diesen Verständigungsbeitrag ausgezeichnete Jürgens versucht, textlich und musikalisch die Sehnsüchte und das Heimweh griechischer Arbeitsmigranten in Westdeutschland einzufangen. Von dem Wunsch vieler dieser Migranten, dauerhaft in Deutschland zu bleiben und in die Mehrheitsgesellschaft integriert zu sein, ist Mitte der 1970er Jahren freilich jedoch noch keine Rede.
Udo Jürgens: Griechischer Wein, BRD 1975.
Angela Siebold, 2010
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