
Theateraufführung und Publikumsdiskussion: Benefiz – Jeder Rettet Einen Afrikaner
Gastspiel des Landestheaters Tübingen
„Benefiz – Jeder Rettet Einen Afrikaner“ (7.7.2012)
Im Rahmen der Afrikatage 2012 holte schwarzweiss das Landestheater Tübingen für ein Gastspiel nach Heidelberg. Das Stück „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ sorgte im ausverkauften Zwinger für viele Lacher und noch mehr Diskussionsstoff.
„Ich find‘s ganz schlimm, was Du da sagst, ganz schlimm.“ Die Vorbereitungen für einen Benefiz-Abend für Afrika sorgen bei den Organisatoren für jede Menge Verwirrung und Streit. Dabei meinen es Christine, Eckhard, Eva, Leo und Rainer doch eigentlich nur gut. Es geht um Afrika. Geld für einen guten Zweck soll gesammelt werden. Aber unterhaltsam muss das Bühnenprogramm schon auch sein. Da kann eine Diashow mit verhungernden afrikanischen Kindern unmittelbar vor einer ausgelassenen, rhythmischen Tanz– und Trommeleinlage stehen – und das ganze vor der Kulisse einer Akazie bei rot untergehender Steppensonne. Es geht um Klischees, Afrikabilder, political correctness, Weltverbesserung und die Inszenierung von Leid, die das Stück mit einer gehörigen Portion Satire aufs Korn nimmt und hinterfragt. Es geht aber auch um die ganz reale Auseinandersetzung mit Fragen nach globaler Ungleichheit, Schuld und Verantwortung. Wie real, wird am Ende des Stückes deutlich. Die gespielte Benefizshow auf der Bühne löst sich im Rahmen des Theaterabends auf, der letzte Monolog auf der Bühne gleicht einem tatsächlichen Spendenaufruf, und Spendenboxen erwarten das Publikum an den Ausgängen des Zwingers.
Vor allem das provokante Ende sorgte für Gesprächsbedarf, wie die anschließende Publikumsdiskussion mit SchauspielerInnen und Regisseur zeigte. Einige kritische Stimmen bemerkten, dass das Stück zwar unbequem sei und zum persönlichen Hinterfragen von Problemen, Sinn oder Unsinn der Entwicklungszusammenarbeit anrege, am Ende dann aber eine Lösung serviere, die allzu bequem scheint. Letztlich wirft das Stück jedoch mehr Fragen auf als es beantwortet. Provoziert mehr als es erleichtert. Das Aufstellen der Spendenboxen kann als direkte Konfrontation des Themas mit den ZuschauerInnen verstanden werden. Wie damit umgegangen wird, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden.
Wir bedanken uns ganz herzlich für die Unterstützung und Zusammenarbeit mit dem Eine-Welt-Zentrum Heidelberg e.V., der Pan-Afrikanischen Organisation e.V. und dem Evangelischen Entwicklungsdienst sowie natürlich beim Theater Heidelberg und dem Landestheater Tübingen für einen gelungenen und spannenden Theaterabend.
Carolin Liebisch, Juli 2012
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